Patriarch Absi fordert mehr Hilfe für Christen in Syrien
Mehr internationale Solidarität mit der verbliebenen christlichen Minderheit in Syrien hat der melkitische griechisch-katholische Patriarch von Antiochien, Yousef Absi, eingemahnt. In seinem Grußwort bei einem Festakt in Wien betonte der Patriarch, dass ein Orient ohne Christen unvorstellbar sei. Zum Krieg in Syrien sagte Absi, dass es die ausländischen Interventionen unmöglich machten, dass das syrische Volk aus eigener Kraft zum Frieden finde. Die materiellen wie seelischen Zerstörungen im Land seien ungeheuer und es würde, einen stabilen Frieden vorausgesetzt, enormer Anstrengungen bedürfen, das Land in beiderlei Hinsicht wieder aufzubauen. Es brauche den Willen zur Versöhnung und die gleichen bürgerlichen Rechte und Pflichten für alle Syrer, so Absi.
Zur Frage, inwieweit es möglich wäre, dass zumindest ein Teil der vielen Millionen syrischen Flüchtlinge wieder nach Syrien zurückkehren wird, zeigte sich der Patriarch eher skeptisch. Der Westen wolle nicht, dass die Flüchtlinge zurückkehren, bevor der Wiederaufbau beginnt. Zugleich werde Hilfe für den Wiederaufbau mit einem Regierungswechsel in Syrien verknüpft.
Absi hatte vor Kurzem in Budapest gemeinsam mit anderen Nahost-Patriarchen an einer internationalen Syrien-Konferenz teilgenommen und war dabei u.a. auch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zusammengetroffen. Er orte beim russischen Präsidenten einen starken Willen, den Christen zu helfen, rekapitulierte der Patriarch.
Die Melkitische Kirche ist nach den Maroniten die zweitgrößte katholische Ostkirche im Nahen Osten. Absi steht der Kirche seit rund zweieinhalb Jahren vor. Er wurde im Juni 2017 zum Nachfolger von Patriarch Gregoire III. Laham gewählt. In Österreich leben rund 1.000 melkitische Gläubige.
Gemeinsames christliches Zeugnis
P. Hanna Ghoneim, Seelsorger der melkitischen Gemeinde in Wien, sprach in seinem Vortrag von bis zu 1,5 Millionen Melkiten weltweit. Genaue Zahlen gebe es nicht. Aber: "Eigentlich sind wir mehr, denn unsere Kirchen stehen allen Christen offen. Und das ist auch die Zukunft der Kirche, dass wir alle gemeinsam Christus bezeugen, wo immer wir sind."
Die Melkitische Griechisch-Katholische Kirche ist eine der bedeutendsten katholischen Ostkirchen des byzantinischen Ritus. Die Bezeichnung "Griechisch-katholisch" ist insofern irreführend, als die Kirche gerade alle arabischsprachigen Katholiken des byzantinischen Ritus umfasst. Die Bezeichnung "griechisch" bezieht sich auf den Ritus: Die Melkiten feiern die byzantinische (griechische) Liturgie in der arabischen Sprache.
Ghoneim ging auf die Entstehungsgeschichte der Melkitischen Kirche ein, die im alten frühchristlichen Patriarchat von Antiochien wurzelt. Die Melkiten sind dann aus der griechisch-orthodoxen Kirche bzw. dem (griechisch-) orthodoxen Patriarchat von Antiochien hervorgegangen. Seit der Zeit der Kreuzzüge gab es Kontakte zwischen dem Patriarchat von Antiochien und der römisch-katholischen Kirche. Im 17. Jahrhundert kamen katholische Orden verstärkt in den Orient und warben um eine Union mit Rom.
Das führte zu internen Spannungen im Patriarchat. Grob gesprochen: Die arabischsprachigen Geistlichen und Gläubigen des Patriarchats erhofften sich von einer Union mit Rom mehr Freiheiten von der griechisch-orthodoxen Mutterkirche in Konstantinopel, die Griechisch-sprachigen wollten genau das nicht.
1724 starb der Patriarch von Antiochien. Daraufhin versammelten sich in Damaskus die pro-römischen Bischöfe und wählten Kyrillos IV. zum neuen Patriarchen. In Aleppo versammelten sich zugleich die unionskritischen Bischöfe und wählten Jeremias III. Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel bestätigte die Wahl von Jeremias und der Papst jene von Kyrillos. Damit war die Kirchenspaltung vollzogen.
Die Zahl der Melkiten im Nahen Osten wuchs rasch an und nach anfänglichem Widerstand die Kirche von den Osmanen 1848 offiziell anerkannt. Seither residiert der melkitische Patriarch in Damaskus.
Hilfswerke im Einsatz für Nahen Osten
Über das Christentum im Orient und "Solidarität als gelebte Kategorie christlichen Zeugnisses" referierte beim Festakt weiters Stephan Koster aus Rom, Generalsekretär von Catholica Unio internationalis. Schließlich präsentierten sich auch einige heimische Hilfswerke, die sich besonders für die Christen im Nahen Osten einsetzen: die Stiftung "Korbgemeinschaft", die Initiative Christlicher Orient (ICO), Kirche in Not Österreich und das Andreas-Petrus-Werk. Der festliche Höhepunkt und Abschluss des Festakts war eine Göttliche Liturgie im Stephansdom, der Patriarch Absi vorstand.
Am Dienstagvormittag besuchte der Patriarch die Hochschule Trumau (Internationales Theologisches Institut/ITI) und stand dort in der byzantinischen Kapelle einem Gebetsgottesdienst vor. Im Anschluss traf er mit Professoren und Studenten zusammentreffen.
Patriarch Absi wird im Rahmen seines mehrtägigen Österreich-Besuchs in Wien u.a. noch mit dem Apostolischen Nuntius Pedro Lopez Quintana und Pro Oriente-Präsident Alfons Kloss zusammentreffen. In Salzburg stehen Begegnungen mit Erzbischof Franz Lackner, Weihbischof Hansjörg Hofer und Landeshauptmann Wilfried Haslauer auf dem Programm. Absi wird in Salzburg auch das Byzantinische Gebetszentrum und die St.-Markus-Kirche besuchen, wo die griechisch-katholischen Gläubigen ihre Gottesdienste feiern.
Der festliche Abschluss des Österreich-Besuchs ist eine Göttliche Liturgie am Samstag, 7. Dezember, um 11 Uhr in der Pfarre Nussdorf (Greinergasse 25, 1190 Wien), wo die melkitische Gemeinde ihre Gottesdienste feiert. Der melkitischen Gemeinde in Wien gehören mehr als 500 Gläubige an. Die Gemeinde besteht seit 2004/05.
Ein Mitschnitt des Festakts kann unter www.katholisch.at nachgehört und heruntergeladen werden.
Zur Frage, inwieweit es möglich wäre, dass zumindest ein Teil der vielen Millionen syrischen Flüchtlinge wieder nach Syrien zurückkehren wird, zeigte sich der Patriarch eher skeptisch. Der Westen wolle nicht, dass die Flüchtlinge zurückkehren, bevor der Wiederaufbau beginnt. Zugleich werde Hilfe für den Wiederaufbau mit einem Regierungswechsel in Syrien verknüpft.
Absi hatte vor Kurzem in Budapest gemeinsam mit anderen Nahost-Patriarchen an einer internationalen Syrien-Konferenz teilgenommen und war dabei u.a. auch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zusammengetroffen. Er orte beim russischen Präsidenten einen starken Willen, den Christen zu helfen, rekapitulierte der Patriarch.
Die Melkitische Kirche ist nach den Maroniten die zweitgrößte katholische Ostkirche im Nahen Osten. Absi steht der Kirche seit rund zweieinhalb Jahren vor. Er wurde im Juni 2017 zum Nachfolger von Patriarch Gregoire III. Laham gewählt. In Österreich leben rund 1.000 melkitische Gläubige.
Gemeinsames christliches Zeugnis
P. Hanna Ghoneim, Seelsorger der melkitischen Gemeinde in Wien, sprach in seinem Vortrag von bis zu 1,5 Millionen Melkiten weltweit. Genaue Zahlen gebe es nicht. Aber: "Eigentlich sind wir mehr, denn unsere Kirchen stehen allen Christen offen. Und das ist auch die Zukunft der Kirche, dass wir alle gemeinsam Christus bezeugen, wo immer wir sind."
Die Melkitische Griechisch-Katholische Kirche ist eine der bedeutendsten katholischen Ostkirchen des byzantinischen Ritus. Die Bezeichnung "Griechisch-katholisch" ist insofern irreführend, als die Kirche gerade alle arabischsprachigen Katholiken des byzantinischen Ritus umfasst. Die Bezeichnung "griechisch" bezieht sich auf den Ritus: Die Melkiten feiern die byzantinische (griechische) Liturgie in der arabischen Sprache.
Ghoneim ging auf die Entstehungsgeschichte der Melkitischen Kirche ein, die im alten frühchristlichen Patriarchat von Antiochien wurzelt. Die Melkiten sind dann aus der griechisch-orthodoxen Kirche bzw. dem (griechisch-) orthodoxen Patriarchat von Antiochien hervorgegangen. Seit der Zeit der Kreuzzüge gab es Kontakte zwischen dem Patriarchat von Antiochien und der römisch-katholischen Kirche. Im 17. Jahrhundert kamen katholische Orden verstärkt in den Orient und warben um eine Union mit Rom.
Das führte zu internen Spannungen im Patriarchat. Grob gesprochen: Die arabischsprachigen Geistlichen und Gläubigen des Patriarchats erhofften sich von einer Union mit Rom mehr Freiheiten von der griechisch-orthodoxen Mutterkirche in Konstantinopel, die Griechisch-sprachigen wollten genau das nicht.
1724 starb der Patriarch von Antiochien. Daraufhin versammelten sich in Damaskus die pro-römischen Bischöfe und wählten Kyrillos IV. zum neuen Patriarchen. In Aleppo versammelten sich zugleich die unionskritischen Bischöfe und wählten Jeremias III. Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel bestätigte die Wahl von Jeremias und der Papst jene von Kyrillos. Damit war die Kirchenspaltung vollzogen.
Die Zahl der Melkiten im Nahen Osten wuchs rasch an und nach anfänglichem Widerstand die Kirche von den Osmanen 1848 offiziell anerkannt. Seither residiert der melkitische Patriarch in Damaskus.
Hilfswerke im Einsatz für Nahen Osten
Über das Christentum im Orient und "Solidarität als gelebte Kategorie christlichen Zeugnisses" referierte beim Festakt weiters Stephan Koster aus Rom, Generalsekretär von Catholica Unio internationalis. Schließlich präsentierten sich auch einige heimische Hilfswerke, die sich besonders für die Christen im Nahen Osten einsetzen: die Stiftung "Korbgemeinschaft", die Initiative Christlicher Orient (ICO), Kirche in Not Österreich und das Andreas-Petrus-Werk. Der festliche Höhepunkt und Abschluss des Festakts war eine Göttliche Liturgie im Stephansdom, der Patriarch Absi vorstand.
Am Dienstagvormittag besuchte der Patriarch die Hochschule Trumau (Internationales Theologisches Institut/ITI) und stand dort in der byzantinischen Kapelle einem Gebetsgottesdienst vor. Im Anschluss traf er mit Professoren und Studenten zusammentreffen.
Patriarch Absi wird im Rahmen seines mehrtägigen Österreich-Besuchs in Wien u.a. noch mit dem Apostolischen Nuntius Pedro Lopez Quintana und Pro Oriente-Präsident Alfons Kloss zusammentreffen. In Salzburg stehen Begegnungen mit Erzbischof Franz Lackner, Weihbischof Hansjörg Hofer und Landeshauptmann Wilfried Haslauer auf dem Programm. Absi wird in Salzburg auch das Byzantinische Gebetszentrum und die St.-Markus-Kirche besuchen, wo die griechisch-katholischen Gläubigen ihre Gottesdienste feiern.
Der festliche Abschluss des Österreich-Besuchs ist eine Göttliche Liturgie am Samstag, 7. Dezember, um 11 Uhr in der Pfarre Nussdorf (Greinergasse 25, 1190 Wien), wo die melkitische Gemeinde ihre Gottesdienste feiert. Der melkitischen Gemeinde in Wien gehören mehr als 500 Gläubige an. Die Gemeinde besteht seit 2004/05.
Ein Mitschnitt des Festakts kann unter www.katholisch.at nachgehört und heruntergeladen werden.