Großerzbischof Schewtschuk mahnt mehr Solidarität mit Ukraine ein
Mehr Solidarität für die Ukraine hat der Ukrainische Griechisch-katholische Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk eingemahnt. Das Kirchenoberhaupt sprach im Interview mit der Nachrichtenagentur "Kathpress" in Wien von einer existenziellen Angst vor Russland in seiner Heimat. Der Krieg in der Ukraine, der nun schon viele Jahre dauert, sei eine "ausländische Aggression", die Ukraine sei in diesem Konflikt das Opfer und die Menschen fühlten sich auch entsprechend verletzlich. Sollte es zu einer größeren militärischen Auseinandersetzung kommen "würde uns sicher niemand verteidigen", so die Einschätzung des Kirchenoberhaupts.
Die Ukraine als souveräner Staat in ihrer territorialen Integrität müsse wieder hergestellt werden; das beinhalte die Krim wie auch den gesamten Donbas, so Schewtschuk, der den jüngsten Teilabzug von Einheiten beider Seiten von der unmittelbaren Frontlinie im Donbas begrüßte. Das könnte hoffentlich ein kleiner Schritt zu einer friedlichen Lösung des Konflikts sein. Er würde es zudem sehr begrüßen, so der Großerzbischof, wenn Österreich im Ukraine-Konflikt eine aktivere diplomatische Rolle spielen und sich etwa als Mediator zur Verfügung stellen würde. "Wir bemühen uns um gute Beziehungen zu allen Nachbarn", betonte der Großerzbischof im Interview. Klar sei aber auch die Orientierung des Landes hin zu Freiheit und Demokratie.
Schewtschuk verwies in diesem Zusammenhang auch auf die schlimmen Erfahrungen, die die Ukrainische-Griechisch-katholische Kirche (UGKK) während der Zeit des Kommunismus durchlebt hatte. Die unierte Kirche war 1946 unter Stalin verboten und in die orthodoxe Kirche zwangsintegriert worden. Sie lebte aber im Untergrund und in der Diaspora weiter. Unzählige Geistliche wie einfache Gläubige wurden wegen ihres Glaubens ermordet, deportiert oder eingesperrt. Das Oberhaupt residierte in dieser Zeit in Rom.
Erst 1989 wurde die Kirche wieder offiziell zugelassen. Im kommenden Dezember begeht sie das 30-Jahr-Jubiläum ihrer wiedergewonnenen Freiheit. In der mehrheitlich orthodoxen Ukraine ist etwa jeder zehnte Einwohner griechisch-katholisch.
Großerzbischof Schewtschuk ließ durchblicken, dass die Angst in seiner Kirche im Unterbewusstsein immer noch tief sitze, dass man bei bestimmten politischen Entwicklungen "wieder zurück in die Katakomben" müsse.
Polnisch-ukrainischer Patron
Optimistischer als die Beziehungen zu Russland bewertete das Kirchenoberhaupt die jüngsten Entwicklungen hinsichtlich Polens. Schewtschuk verwies auf einige Schritte der Versöhnung, die die ukrainischen und polnischen Bischöfe bereits gesetzt hätten. "Es gibt noch viele geschichtlich bedingte offene Wunden, aber diese müssen wir heilen und es gibt den Willen zur Versöhnung", so der Großerzbischof. Sowohl die ukrainischen wie die polnischen Bischöfe hätten Papst Franziskus zudem gebeten, Papst Johannes Paul II. (1978-2005) offiziell zum Patron der polnisch-ukrainischen Versöhnung zu ernennen. Das wäre ein bedeutendes Zeichen, so Schewtschuk.
Die polnisch-ukrainische Versöhnung war Johannes Paul II. ein Herzensanliegen. Auf seine Initiative kam es etwa zu einem Treffen der ukrainischen und polnischen Bischöfe im Oktober 1987 in Rom, bei dem eine gemeinsame Versöhnungserklärung unterschrieben wurde. Schewtschuk hatte bereits 2017 in der Petersbasilika in Rom Johannes Paul II. zum "Patron der "heiligen Sache der polnisch-ukrainischen Versöhnung" proklamiert.
Kein lokaler Zusammenschluss
Hinsichtlich der schwierigen innerorthodoxen Situation in und wegen der Ukraine unterstrich der Großerzbischof, dass die UGKK um gute Beziehungen zu allen Kirchen bemüht sei. Mit Metropolit Epifanij, dem Oberhaupt der neu begründeten "Orthodoxen Kirche der Ukraine", habe es bereits mehrere persönliche Begegnungen gegeben, mit Metropolit Onufrij, dem Oberhaupt der moskautreuen ukrainisch-orthodoxen Kirche, sei ihm dies trotz mehrmaligen Bemühens noch nicht möglich gewesen.
Mit der neuen orthodoxen Kirche in der Ukraine habe man sich auf eine gemeinsame Kommission geeinigt, um eine künftige intensivere Zusammenarbeit in die Wege zu leiten. Hier stehen man zwar noch sehr am Anfang, aber immerhin, so Schewtschuk. In den Konflikt zwischen den orthodoxen Kirche wolle man sich freilich nicht einmischen und es mache auch keinen Sinn, mit einer Kirche gleichsam eine Art lokale "Sondereinheit" zu beschließen. Die anzustrebende Kircheneinheit müsse eine allumfassende sein, bekräftigte Schewtschuk.
Wunsch nach Papstbesuch
Darauf angesprochen, dass die ukrainischen katholischen Bischöfe seit längerem auf einen Papstbesuch in ihrer Heimat drängen, nannte Schwetschuk drei Gründe, weshalb er einen solchen Besuch für plausibel halte: "Erstens: Der Papst setzt sich so sehr für die Armen ein und die Ukraine ist eines der ärmsten Länder Europas. Zweitens: Dem Papst liegt so sehr an Friede und Versöhnung und wer braucht dies dringender als wir? Und drittens liegt ihm auch die Bewahrung der Schöpfung so am Herzen." Auch hier liege gerade in der Ukraine vieles im Argen; angefangen von Tschernobyl und den bis heute bestehenden Folgen des Reaktorunfalls bis zur Umweltkatastrophe im Donbas. "Also ein Besuch des Papstes, das wäre wirklich unser großer Wunsch", so Schewtschuk. Einen bestätigten Termin gibt es allerdings nicht.
Auf seinen Österreich-Besuch in den vergangenen Tagen angesprochen zeigte sich der Großerzbischof höchst zufrieden. Zum einen habe er in Innsbruck eine sehr lebendige und zukunftsfitte Gemeinde erleben dürfen, die dieser Tage ihr 120-jähriges Bestehen feierte. Zum anderen wolle er auch nochmals seine Dankbarkeit für den Festakt und die Anbringung der Gedenktafel für Kardinal Theodor Innitzer (1875-1955) im Wiener Erzbischöflichen Palais zum Ausdruck bringen. Die Tafel erinnert an die einzigartige Hilfe Innitzers für die Opfer der ukrainischen Hungerkatastrophe ("Holodomor") in den 1930er Jahren. Er wolle sich bemühen, dass das Zeugnis des Wiener Kardinals auch in der Ukraine künftig noch bekannter wird, so Großerzbischof Schewtschuk.
Die Ukraine als souveräner Staat in ihrer territorialen Integrität müsse wieder hergestellt werden; das beinhalte die Krim wie auch den gesamten Donbas, so Schewtschuk, der den jüngsten Teilabzug von Einheiten beider Seiten von der unmittelbaren Frontlinie im Donbas begrüßte. Das könnte hoffentlich ein kleiner Schritt zu einer friedlichen Lösung des Konflikts sein. Er würde es zudem sehr begrüßen, so der Großerzbischof, wenn Österreich im Ukraine-Konflikt eine aktivere diplomatische Rolle spielen und sich etwa als Mediator zur Verfügung stellen würde. "Wir bemühen uns um gute Beziehungen zu allen Nachbarn", betonte der Großerzbischof im Interview. Klar sei aber auch die Orientierung des Landes hin zu Freiheit und Demokratie.
Schewtschuk verwies in diesem Zusammenhang auch auf die schlimmen Erfahrungen, die die Ukrainische-Griechisch-katholische Kirche (UGKK) während der Zeit des Kommunismus durchlebt hatte. Die unierte Kirche war 1946 unter Stalin verboten und in die orthodoxe Kirche zwangsintegriert worden. Sie lebte aber im Untergrund und in der Diaspora weiter. Unzählige Geistliche wie einfache Gläubige wurden wegen ihres Glaubens ermordet, deportiert oder eingesperrt. Das Oberhaupt residierte in dieser Zeit in Rom.
Erst 1989 wurde die Kirche wieder offiziell zugelassen. Im kommenden Dezember begeht sie das 30-Jahr-Jubiläum ihrer wiedergewonnenen Freiheit. In der mehrheitlich orthodoxen Ukraine ist etwa jeder zehnte Einwohner griechisch-katholisch.
Großerzbischof Schewtschuk ließ durchblicken, dass die Angst in seiner Kirche im Unterbewusstsein immer noch tief sitze, dass man bei bestimmten politischen Entwicklungen "wieder zurück in die Katakomben" müsse.
Polnisch-ukrainischer Patron
Optimistischer als die Beziehungen zu Russland bewertete das Kirchenoberhaupt die jüngsten Entwicklungen hinsichtlich Polens. Schewtschuk verwies auf einige Schritte der Versöhnung, die die ukrainischen und polnischen Bischöfe bereits gesetzt hätten. "Es gibt noch viele geschichtlich bedingte offene Wunden, aber diese müssen wir heilen und es gibt den Willen zur Versöhnung", so der Großerzbischof. Sowohl die ukrainischen wie die polnischen Bischöfe hätten Papst Franziskus zudem gebeten, Papst Johannes Paul II. (1978-2005) offiziell zum Patron der polnisch-ukrainischen Versöhnung zu ernennen. Das wäre ein bedeutendes Zeichen, so Schewtschuk.
Die polnisch-ukrainische Versöhnung war Johannes Paul II. ein Herzensanliegen. Auf seine Initiative kam es etwa zu einem Treffen der ukrainischen und polnischen Bischöfe im Oktober 1987 in Rom, bei dem eine gemeinsame Versöhnungserklärung unterschrieben wurde. Schewtschuk hatte bereits 2017 in der Petersbasilika in Rom Johannes Paul II. zum "Patron der "heiligen Sache der polnisch-ukrainischen Versöhnung" proklamiert.
Kein lokaler Zusammenschluss
Hinsichtlich der schwierigen innerorthodoxen Situation in und wegen der Ukraine unterstrich der Großerzbischof, dass die UGKK um gute Beziehungen zu allen Kirchen bemüht sei. Mit Metropolit Epifanij, dem Oberhaupt der neu begründeten "Orthodoxen Kirche der Ukraine", habe es bereits mehrere persönliche Begegnungen gegeben, mit Metropolit Onufrij, dem Oberhaupt der moskautreuen ukrainisch-orthodoxen Kirche, sei ihm dies trotz mehrmaligen Bemühens noch nicht möglich gewesen.
Mit der neuen orthodoxen Kirche in der Ukraine habe man sich auf eine gemeinsame Kommission geeinigt, um eine künftige intensivere Zusammenarbeit in die Wege zu leiten. Hier stehen man zwar noch sehr am Anfang, aber immerhin, so Schewtschuk. In den Konflikt zwischen den orthodoxen Kirche wolle man sich freilich nicht einmischen und es mache auch keinen Sinn, mit einer Kirche gleichsam eine Art lokale "Sondereinheit" zu beschließen. Die anzustrebende Kircheneinheit müsse eine allumfassende sein, bekräftigte Schewtschuk.
Wunsch nach Papstbesuch
Darauf angesprochen, dass die ukrainischen katholischen Bischöfe seit längerem auf einen Papstbesuch in ihrer Heimat drängen, nannte Schwetschuk drei Gründe, weshalb er einen solchen Besuch für plausibel halte: "Erstens: Der Papst setzt sich so sehr für die Armen ein und die Ukraine ist eines der ärmsten Länder Europas. Zweitens: Dem Papst liegt so sehr an Friede und Versöhnung und wer braucht dies dringender als wir? Und drittens liegt ihm auch die Bewahrung der Schöpfung so am Herzen." Auch hier liege gerade in der Ukraine vieles im Argen; angefangen von Tschernobyl und den bis heute bestehenden Folgen des Reaktorunfalls bis zur Umweltkatastrophe im Donbas. "Also ein Besuch des Papstes, das wäre wirklich unser großer Wunsch", so Schewtschuk. Einen bestätigten Termin gibt es allerdings nicht.
Auf seinen Österreich-Besuch in den vergangenen Tagen angesprochen zeigte sich der Großerzbischof höchst zufrieden. Zum einen habe er in Innsbruck eine sehr lebendige und zukunftsfitte Gemeinde erleben dürfen, die dieser Tage ihr 120-jähriges Bestehen feierte. Zum anderen wolle er auch nochmals seine Dankbarkeit für den Festakt und die Anbringung der Gedenktafel für Kardinal Theodor Innitzer (1875-1955) im Wiener Erzbischöflichen Palais zum Ausdruck bringen. Die Tafel erinnert an die einzigartige Hilfe Innitzers für die Opfer der ukrainischen Hungerkatastrophe ("Holodomor") in den 1930er Jahren. Er wolle sich bemühen, dass das Zeugnis des Wiener Kardinals auch in der Ukraine künftig noch bekannter wird, so Großerzbischof Schewtschuk.