Innsbruck: Byzantinische Liturgie mit ukrainischem Großerzbischof
Ein Festgottesdienst im byzantinischen Ritus war am Samstagabend im Innbrucker Dom der Höhepunkt der Feierlichkeiten zum 120-Jahr-Jubiläum der ukrainischen griechisch-katholischen Gemeinde in Tirol. Dem Gottesdienst stand Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, Oberhaupt der Ukrainischen Griechisch-katholischen Kirche vor. Mit ihm zelebrierten u.a. Bischöfe aus der Ukraine, der Generalvikar für die Gläubigen der katholischen Ostkirchen in Österreich, Yuriy Kolasa, und viele griechisch-katholische Priester. Auch viele römisch-katholische Geistliche, mit Bischof Hermann Glettler an der Spitze, und zahlreiche Gläubige feierten mit.
Bischof Glettler zeigte sich in seinen Grußworten tief beeindruckt von der byzantinischen Liturgie. "Man fühlt sich getragen von der Feier und vom Lobpreis. Die Schönheit der Liturgie ruft und macht deutlich, dass wir alle von Gott angerufene Menschen sind und durch die Liturgie zugerüstet werden, seinen Ruf deutlicher zu hören", so Glettler wörtlich. Die Liturgie sei "ein großer Schatz und Segen für unsere gemeinsame Kirche, von der wir lernen können"."
Der Bischof dankte dem Großerzbischofs für seinen Besuch und überreichte ihm gemeinsam mit dem Innsbrucker Generalvikar Florian Huber als Geschenk u.a. einen Pilgerpass für Santiago de Compostella, in der der hl. Jakobus besonders verehrt wird. Das Wappen der ukrainischen Geburtsstadt des Großerzbischofs - Stryj - beinhaltet ebenfalls den hl. Jakobus: ein Symbol für ein vereinigtes Europa. "Möge diese gemeinsame christliche Wurzel für uns Hoffnung sein für eine gemeinsame Zukunft", dankte der Großerzbischof.
Schewtschuk ging bei seinem dreitätigen Besuch in Innsbruck mehrmals auf die Gemeinsamkeiten von Ost und West ein und betonte die Notwendigkeit des Brückenbauens, u.a. am Samstag bei einer Begegnung mit dem Innsbrucker Bürgermeister Georg Willi und der Tiroler Landtagspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann. Dabei hoben beide Seiten die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Tirol und der Ukraine hervor. Bürgermeister und Landtagspräsidentin würdigten zudem den positive Beitrag der Ukrainer zum Leben in der Stadt Innsbruck.
Dankbarkeit des ukrainischen Volkes
Bei einem Festakt an der Universität Innsbruck am Freitag kam der Großerzbischof auf die Bedeutung des Namens Innsbruck zu sprechen, der auf einen Ort an der Brücke über den Inn hinweise. "Wo eine Brücke ist, da sammeln sich die Menschen", sagte Schewtschuk.
Der Großerzbischof dankte den Jesuiten und den Redemptoristen für ihre Sorge um die Ausbildung vieler Generationen von ukrainischen Geistlichen in Innsbruck. Sein Dank richtete sich auch an die Lehrenden der Fakultät, die iwesentlich zur wissenschaftlichen, menschlichen und geistlichen Reife der Studenten aus der Ukraine beigetragen hätten. Schewtschuk erinnerte auch an jene drei seligen ukrainischen Märtyrer, die in Innsbruck studiert hatten: Bischof Nikita Butka, der Priester Andrej Zschak und Abt Clementi Scheptizky, der Bruder von Großerzbischof Andrej Scheptyzkyj (1865-1944).
Anschließend kam der Großerzbischof in Dankbarkeit auf die Hilfe der Österreicher und besonders die Tiroler zu sprechen, als viele Ukrainer aus politischen Gründen im 20. Jahrhundert aus ihrem Heimatland flüchten mussten. Sie hätten vor allem in Tirol eine herzliche Aufnahme gefunden. Die Dankbarkeit dafür bleibe immer im Gedächtnis des ukrainischen Volkes.
Abschließend hob Großerzbischof Schewtschuk die ungebrochene große Bedeutung von Innsbruck und besonders der Katholisch-Theologischen Fakultät für die Ukrainisch-Katholische Kirche vervor.
Studenten, Flüchtlinge, Märtyrer
Die Geschichte der Ukrainer in Innsbruck beginnt mit zwei jungen ukrainischen Priestern, die 1899 nach Tirol kamen, um Theologie zu studieren: Josef Zhuk und Anastasiy Kalysh. Ihnen folgten bald weitere Studenten. Rund um die Theologiestudenten bildete sich in weiterer Folge eine Gemeinde aus. In Innsbruck studierte u.a. auch Kardinal Josyf Slipiyj (1893-1984), der zu Sowjetzeiten - vom Ausland aus - seiner damals in der Sowjetunion verbotenen Kirche vorstand. Viele ukrainische Priester, die in Innsbruck studiert hatten, kamen während des Kommunismus in der Sowjetunion ums Leben oder wurden viele Jahre inhaftiert. Besonders nach dem Zweiten Weltkrieg kamen viele Ukrainer nach Tirol. Sie waren zuerst vor den Sowjets aus der Ukraine nach Österreich und dann aus den von den Sowjets besetzten Ostösterreich in die westlichen Landesteile geflohen.
Die "Stammkirche" der Ukrainer in Innsbruck ist die Kapelle zu den Hlg. Wolodymyr und Olha, die sich im Studentenheim Canisianum (Tschurtschenthalerstraße 7, 6020 Innsbruck) befindet. In dieser Kapelle fand am Samstagvormittag im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten ein Totengedenken statt, dem der Großerzbischof vorstand. Ebenfalls im Canisianum wurde der dreitägige Festreigen am Sonntagvormittag mit einem Festgottesdienst mit Großerzbischof Schewtschuk abgeschlossen.