Innsbruck, 16.11.2015 (KAP) Mit einem zweitägigen Festveranstaltung in Hall in Tirol hat die griechisch-katholische Kirche am Wochenende ihres ersten Generalvikars in Österreich, Myron Hornykewytsch (1886-1959), gedacht. Hornykewytsch war von 1945 bis 1959 Generalvikar für die Gläubigen des byzantinischen Ritus in Österreich ("Unierte"). Viele Jahre wirkte er im "Exil" in der Kirche St. Salvator in Hall. Vom zaristischen Russland nach Sibirien verschleppt, später dann sowohl von der Gestapo als auch den Sowjets verfolgt, hatte Hornykewytsch stets eine besondere Sensibilität für Menschen auf der Flucht. Die Sorge für Flüchtlinge war daher stets ein zentraler Aspekt seines Wirkens in Österreich. Dazu kam sein unermüdlicher Einsatz für die Ökumene.
Die griechisch-katholische Kirche erinnerte am Wochenende mit einer Gedenkfeier und Gottesdiensten in Hall an Hornykewytsch. Kardinal Christoph Schönborn würdigte in einem Grußwort das Wirken des ukrainisch griechisch-katholischen Geistlichen. Die aktuelle Situation, wo Menschen in Österreich wieder Zuflucht vor Kriegen suchten, erinnere an jene Zeit, als Hornykewytsch in Österreich wirkte, so Schönborn. Der Wiener Erzbischof, der auch Ordinarius für die unierten Katholiken in Österreich ist, erinnerte zugleich an die Bemühungen Hornykewytsch' für die Einheit der Kirchen.
Der jetzige Generalvikar der Gläubigen des byzantinischen Ritus in Österreich, Yuriy Kolasa, betonte, dass sich die katholischen Ukrainer in Österreich den Neuankömmlingen aus Nahost und anderswo besonders verbunden fühlten. Schließlich seien sie selbst einst Flüchtlinge gewesen.
Der mit der griechisch-katholischen Kirche eng verbundene Kirchenpublizist Heinz Gstrein erinnerte an den bewegten Lebenslauf von Hornykewytsch und dessen umfangreiches Wirken in Österreich. Geboren wurde der spätere Generalvikar 1886 in der Westukraine, die damals zu Österreich-Ungarn gehörte. Nach Theologiestudien in Lemberg, Wien und Innsbruck wurde er 1912 zum Priester geweiht. Im Ersten Weltkrieg wurde er von den Russen nach Sibirien verschleppt, nach dem Krieg übernahm er bald die Seelsorge der ukrainischen griechisch-katholischen Gläubigen in Wien.
Hornykewytsch sei ein engagierter Seelsorger gewesen, dem zugleich auch die Liturgie ein großes Anliegen war, so Gstrein. Mit dem Klosterneuburger Liturgie-Pionier Pius Parsch habe ihn eine enge Freundschaft verbunden. Als in der Ukraine in den 1930er Jahren eine von Stalin verursachte Hungersnot ausbrach ("Holodomor"), habe sich Hornykewytsch von Wien aus massiv öffentlich für die Opfer eingesetzt und Hilfsaktionen gestartet.
Dorn im Auge der Gestapo und Sowjets
Nach dem Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland stand der griechisch-katholische Geistliche unter scharfer Beobachtung der Gestapo, der vor allem sein Einsatz für die ukrainischen Zwangsarbeiter ein Dorn im Auge war. Hornykewytsch musste seine Aktivitäten vielfach im Verborgenen durchführen.
Als schließlich 1945 die Sowjets in Wien einmarschierten, wurde es für den Stalin-Kritiker wieder gefährlich. Um ihn zu schützen, aber auch wegen der vielen ukrainischen griechisch-katholischen Flüchtlinge in den westlichen Bundesländern ernannte ihn Kardinal Theodor Innitzer zu seinem Generalvikar für die Gläubigen des byzantinischen Ritus.
Zwar wollte Hornykewytsch Wien nicht verlassen, er wurde von Innitzer aber gedrängt, nach Westösterreich zu gehen. Einmal dort durfte er dann in die sowjetische Besatzungszone nicht mehr einreisen. Dafür verhafteten die Sowjets seine Frau, die einige Jahre in einem Lager in Sibirien verbringen musste, bevor sie 1955 wieder frei kam.
Von der Salvatorkirche in Hall aus, die ihm von der Adelsfamilie Kripp zur Verfügung gestellt wurde, wirkte Hornykewytsch bis zu seinem Tod 1959. Er kümmerte sich vor allem um Flüchtlinge und bemühte sich um gute Beziehungen, zu den anderen Kirchen.
An den Feierlichkeiten in Hall nahm fast der gesamte ukrainische Klerus in Österreich teil. Die musikalische Gestaltung hatte der Johannes-Chrysostomus-Chors aus Innsbruck über. Jakob Kripp rief dazu auf, den heutigen Flüchtlingen in Familien und Kirchen eine neue gesellschaftliche und geistliche Heimat zu bereiten - ebenso wie seine Familie einst die Ukrainer in ihren Häusern und in der Salvatorkirche aufgenommen hatte.
Gedenktafel für Dr. Myron Hornykewytsch
10.000 unierte Gläubige in Österreich
Die Zahl der unierten Gläubigen in Österreich beträgt rund 10.000. 25 Prozent davon würden regelmäßig die Gottesdienste besuchen, so Generalvikar Kolasa im "Kathpress"-Gespräch. Griechisch-Katholische Gemeinden gibt es in Wien, Graz, Klagenfurt, Linz, Salzburg und Innsbruck.
Die Zusammensetzung der Gläubigen habe sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert, erläuterte Kolasa. Waren nach dem Zweiten Weltkrieg fast ausschließlich Angehörige der ukrainischen griechisch-katholischen Gemeinden in Österreich, so seien nunmehr Katholiken aus nahezu allen osteuropäischen Ländern und damit aus fast allen byzantinischen Kirchen in Österreich. Der Grund dafür liege am Zerfall des Kommunismus und den offenen Grenzen der Europäischen Union.
Der überwiegende Großteil der unierten Gläubigen (86 Prozent) gehöre freilich auch weiterhin der ukrainischen Kirche an. Dahinter folge die rumänische griechisch-katholische Kirche (elf Prozent).
In Österreich sind zwölf Priester der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, sechs der rumänischen und jeweils einer der ungarischen, slowakischen, serbischen und melkitischen griechisch-katholischen Kirche tätig. Die meisten davon sind verheiratet. Neben der Pfarrseelsorge (in unierten wie römisch-katholischen Pfarrgemeinden) sind viele unierte Priester auch in der Krankenhaus- oder Gefängnisseelsorge tätig.
Copyright 2015 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich (www.kathpress.at) Alle Rechte vorbehalten