70-jähriges Bestehen des Ordinariats
Wien, 02.12.2015 (KAP) Mit einem Festakt im Wiener Erzbischöflichen Palais und einem Gottesdienst im Stephansdom begingen die Katholiken des byzantinischen Ritus ("Unierte" bzw. "Griechisch-katholische" Christen) am Freitag, 4. Dezember, das 70-jährige Bestehen eines eigenen Ordinariats in Österreich. Ordinarius für die griechisch-katholischen Gläubigen in Österreichs ist Kardinal Christoph Schönborn. Er betonte in einem Grußwort zur Jubiläumsveranstaltung, dass Österreich derzeit ein neues "Aufblühen" der katholischen Ostkirchen erlebe; bedingt durch die Immigration von Menschen aus dem Nahen Osten und aus Osteuropa. "Möge uns diese Vielfalt noch mehr dazu ermutigen, täglich für den Frieden in der Welt und die Einheit der Christen zu beten", so Schönborn wörtlich.
Die Zahl der unierten Gläubigen in Österreich beträgt rund 10.000. Gemeinden gibt es in Wien, Graz, Klagenfurt, Linz, Salzburg und Innsbruck.
Der Wiener Erzbischof ergriff beim Festakt am Freitag das Wort. Zuvor berichteten Erzpriester Franz Schlegl und der Publizist Heinz Gstrein über die Geschichte der griechisch-katholischen Kirchen in Österreich. Erzpriester Yuriy Kolasa, Generalvikar für die Unierten, informierte über aktuelle Herausforderungen für die griechisch-katholische Kirche in Österreich. Der Festakt wurde um 14.30 Uhr mit einem Gebet im byzantinischen Ritus in der Andreaskapelle im Erzbischöflichen Palais eröffnet und mit einer Göttlichen Liturgie im Stephansdom (18 Uhr) beschlossen.
Eine päpstliche Pfarre in Wien
Die Geschichte der ukrainischen griechisch-katholischen Gläubigen in Österreich geht ins 18. Jahrhundert zurück, als sie sich um die Kirche bzw. Pfarre St. Barbara im ersten Wiener Bezirk organisierten. Damals gab es noch kaum Gläubige anderer katholischer Ostkirchen in Österreich. St. Barbara unterstand kirchenrechtlich bis 1935 dem Lemberger Metropoliten, als mit einem Dekret der Kongregation für die orientalischen Kirchen die Jurisdiktion auf den Wiener Erzbischof übertragen wurde. Allerdings übte sie dieser nur als Delegat der vatikanischen Ostkirchenkongregation aus. Damit wurde St. Barbara nicht in den Diözesanverband der Wiener Erzdiözese aufgenommen, sondern zu einer päpstlichen Pfarre. Zugleich wurde festgestellt, dass sich der Jurisdiktionsbereich des Erzbischofs von Wien als Delegat des Heiligen Stuhles auf alle Katholiken des byzantinischen Ritus beziehen sollte, die sich innerhalb der Grenzen Österreichs aufhalten.
Mit einem Dekret der Kongregation für die orientalischen Kirchen vom 3. Oktober 1945 wurde dem Wiener Erzbischof (damals Kardinal Theodor Innitzer) schließlich die selbstständige Jurisdiktionsgewalt über die Priester und Gläubigen des byzantinischen Ritus in Österreich übertragen. Am 1. November bestellte Innitzer mit Myron Hornykewytsch (1886-1959) den ersten Generalvikar für die Katholiken des byzantinischen Ritus in Österreich.
Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs gibt es Katholiken aus nahezu allen osteuropäischen Ländern und damit aus fast allen byzantinischen Kirchen in Österreich. Der Großteil der unierten Gläubigen (86 Prozent) gehört aber immer noch der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche an. Dahinter folgt die rumänische griechisch-katholische Kirche (elf Prozent).
22 Priester, die meisten verheiratet
In Österreich sind zwölf Priester der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, sechs der rumänischen und jeweils einer der ungarischen, slowakischen, serbischen und melkitischen griechisch-katholischen Kirche tätig. Die meisten davon sind verheiratet. Neben der Pfarrseelsorge (in unierten wie römisch-katholischen Pfarrgemeinden) sind viele unierte Priester auch in der Krankenhaus- oder Gefängnisseelsorge tätig.
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