Kathpress: Schönborn in Weißrussland: Ermutigung für unierte Katholiken
Epigonation (Teil des priesterlichen Ornats) des hl. Josaphats
Wien-Minsk, 29.06.2016 (KAP) Kardinal Christoph Schönborn reist Anfang Juli als Gesandter von Papst Franziskus nach Weißrussland, um ihn bei den Feiern zum 25. Jahrestag der Errichtung der Erzdiözese Minsk-Mohilev zu vertreten. Wenn auch der Besuch des Kardinals vor allem der römisch-katholischen Kirche in Weißrussland gilt, so wird er doch auch mit Vertretern der orthodoxen Kirche zusammentreffen und er hat auch ein Geschenk für die kleine griechisch-katholische Kirche in Weißrussland im Gepäck.
Die mit Rom unierte griechisch-katholische Kirche in Österreich schenkt der unierten Kirche in Weißrussland eine Reliquie des heilige Josaphat Kunzewytsch. Dabei handelt es sich konkret um eine Stoffreliquie, einen Teil des bischöflichen Ornats des Heiligen, der in Wien aufbewahrt wird. Der für Österreich zuständige griechisch-katholische Generalvikar Yuriy Kolasa und der griechisch-katholische Wiener Zentralpfarrer Taras Chagala überbrachten vor wenigen Tagen Kardinal Schönborn die Reliquie, die dieser nun in Weißrussland überbringen wird. Man wolle so die Verbundenheit der Kirche in Österreich mit den griechisch-katholischen Gläubigen in Weißrussland zum Ausdruck bringen, so Generalvikar Kolasa. Die Reliquie solle "ein Objekt der Verehrung und ein Segen für die griechisch-katholische Kirche in Weißrussland sein".
Die Weißrussische griechisch-katholische Kirche war zur Zeit der Sowjetunion verboten. Mit der Unabhängigkeit Weißrusslands 1991 konnte sich die Kirche dann wieder im bescheidenem Maße rekonstituieren. Sie zählt heute rund 10.000 Gläubige, 20 Pfarren bzw. Seelsorgestellen im ganzen Land und 15 Priester, die sich um die Gläubigen kümmern.
Kunzewytsch wurde als Sohn orthodoxer Eltern 1580 in Wlodzimierz (damals in Polen-Litauen, heute in der Ukraine) geboren. Als junger Mann trat er zur mit der römisch-katholischen Kirche unierten "Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche" über. 1604 wurde er Basilianermönch mit dem Ordensnamen Josaphat. Er organisierte zusammen mit anderen das Mönchsleben neu und wurde 1617 Bischof von Witebsk und 1618 Erzbischof von Polock im damaligen Polen - dem heutigen Polazk in Weißrussland. Kunzewytsch förderte mit Nachdruck die Einheit seiner Kirche mit dem Papst in Rom - Anfang 1620 konnte die Union in ganz Weißrussland durchgeführt werden - und sorgte für Reformen im Klerus sowie in den Gemeinden. Zugleich verschärfte sein Wirken freilich die Spannungen mit der Orthodoxie. Während einer Visitationsreise wurde Kunzewytsch 1623 in Witebsk von Gegner der Union ermordet.
Kunzewytsch wurde 1643 selig- und am 29. Juni 1867 als "Märtyrer der Einheit" heiliggesprochen. Seine Reliquien kamen vor genau 100 Jahren von Polen nach Wien, wo sie in der St. Barbara-Kirche in einer eigenes erbauten Kapelle beigesetzt wurden und bis 1947 verblieben. Danach kamen sie nach Rom. Seit dem 25. November 1963 ruhen die Reliquien des heiligen Josaphat im Petersdom. Ein bischöflicher Ornat des Heiligen blieb freilich in Wien in der Barbara-Kirche.
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