Großerzbischof von Kyiv beim Papst
Vatikanstadt, 10.11.2016 (KAP) Papst Franziskus hat den Großerzbischof von Kiew, Swjatoslaw Schewtschuk, zu einer Privataudienz im Vatikan empfangen. Weitere Angaben zum Besuch des Oberhaupts der mit Rom unierten Ukrainischen Griechisch-katholischen Kirche (UGKK) am Donnerstag machte der Vatikan nicht. Schewtschuk reist im Anschluss an eine Begegnung mit den Ukrainern in Rom nach Wien weiter, wo er am Samstag gemeinsam mit Kardinal Christoph Schönborn im Stephansdom das Fest des ukrainischen Landespatrons, des Heiligen Josafat (Josaphat) Kuncewytsch (1580-1623) und die Erinnerung an die Rettung seiner Reliquien durch das österreichische Militär vor 100 Jahren (1916) feiert. Die Reliquien befinden sich heute im Petersdom.
Im August hatte der Papst zum Unabhängigkeitstag der Ukraine erneut zu einer Lösung des Konflikts im Osten des Landes aufgerufen. Seit Frühjahr 2014 kämpfen in der Ostukraine prorussische Separatisten und Regierungstruppen. Bei den Gefechten wurden laut Schätzungen bislang rund 10.000 Menschen getötet.
Das Verhältnis zwischen dem Vatikan und der UGKK war zuletzt nicht spannungsfrei. Die Ukrainer warfen Franziskus vor, dass er im Ukraine-Konflikt, den die UGKK selbst als "Krieg" und als "russische Aggression" bezeichnet, die Russen zu sehr schone und nicht als Aggressoren verurteile. Die UGKK kritisiert, dass der Papst den Ukraine-Konflikt als Brudermord bezeichnet hatte. Damit habe sich Franziskus eine Vokabel der russischen Propaganda zu eigen gemacht. Viele Ukrainer hatten zudem vom Papst erwartet, dass er bei der historischen Begegnung mit dem Moskauer Patriarchen Kyrill im Februar auf Kuba massiver auf ein Ende der russischen Aggression hätte drängen sollen.
Die UGKK ist in der unabhängigen Ukraine zu einer der religiös und gesellschaftlich bedeutsamsten Kirchen geworden. Tausende Gläubige dieser Kirche leben auch in Österreich, das seit fast 300 Jahren Ziel einer starken ukrainischen Migration ist. Die UGKK entstand 1596 durch die Kirchenunion von Brest, als sich ein Teil der orthodoxen Bischöfe zur Gemeinschaft mit dem Papst entschloss.
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