Wien: Griechisch-katholische Barbara-Kirche ist Jubiläumskirche
Kardinal Christoph Schönborn hat in seiner Funktion als Ordinarius für die Katholischen Ostkirchen die ukrainisch-katholische Kirche St. Barbara in Wien offiziell zur Jubiläumskirche bestimmt. Das dazu nötige feierliche Eröffnungsgebet sprach Ostkirchengeneralvikar Yuriy Kolasa am Sonntag im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes. Damit soll anlässlich des Heiligen Jubiläumsjahres 2025 für die Gläubigen der katholischen Ostkirchen in Österreich "ein besonderer Ort der geistlichen Erneuerung, der Wallfahrt und des Empfangs der Gnaden des Jubiläumsjahres" bereitgestellt werden, wie es in einem entsprechenden Dekret heißt.
Alle Pilger, die die für die Wallfahrt zu dieser Kirche vorgeschriebenen Voraussetzungen erfüllen, "erlangen die Gnade des vollständigen Jubiläumsablasses", heißt es weiter in dem von Schönborn unterzeichneten Dekret.
Darin hält der Kardinal auch fest, dass er sich sehr freue, "dass wir im Jahr 2025 auch das 250. Gründungsjubiläum des griechisch-katholischen Priesterseminars Barbareum in Wien feiern können". Diese historische Einrichtung spielte gemeinsam mit der St. Barbara Kirche eine zentrale Rolle in der Ausbildung des Klerus der katholischen Ostkirchen und leistete einen wesentlichen Beitrag zur Bewahrung und Weiterentwicklung ihrer kirchlichen und theologischen Traditionen.
Griechisch-katholische Kirche in Wien
Die griechisch-katholische Kirche ist in Wien seit 1775 präsent. Nachdem Galizien 1772 von den Österreichern besetzt worden war, sah sich die Habsburgermonarchie mit einem Mal mit der Präsenz von drei Millionen unierten Katholiken des byzantinischen Ritus konfrontiert. Das veranlasste Maria Theresia 1775, Kirche und Kloster von St. Barbara in der Wiener Postgasse der ukrainischen griechisch-katholischen Gemeinde zu übertragen. Damit verbunden wurde auch das Priesterseminar Barbareum gegründet.
Das Barbareum entwickelte sich sehr schnell zu einem Zentrum des theologischen und intellektuellen Austausches. Die griechisch-katholischen Seminaristen studierten Philosophie, Theologie, liturgische Praxis und Sprachen, darunter Latein, Griechisch und Altkirchenslawisch. Es wurde zum einen großer Wert darauf gelegt, eine starke griehcisch-katholische Identität zu fördern und gleichzeitig in Gemeinschaft mit der römisch-katholischen Kirche zu stehen. Die Studenten besuchten deshalb auch Vorlesungen an den Wiener Universitäten, und das Seminar unterhielt enge Beziehungen zu römisch-katholischen Institutionen.
Trotz dieser rasanten positiven Entwicklung hatte das Barbareum nur eine kurze Lebensdauer: 1784 löste Joseph II. das Priesterseminar auf, und die Ausbildung des griechisch-katholischen Klerus wurde von Wien in die neuen unierten Generalseminare von Lemberg und Eger verlegt. Gleichzeitig errichtete der Kaiser für die Galizier die griechisch-katholische Zentralpfarre St. Barbara.
St. Barbara bis 1945 päpstliche Pfarre
St. Barbara unterstand kirchenrechtlich bis 1935 dem Lemberger Metropoliten. In diesem Jahr wurde mit einem Dekret der Kongregation für die orientalischen Kirchen die Jurisdiktion auf den Wiener Erzbischof übertragen. Allerdings übte sie dieser nur als Delegat der vatikanischen Ostkirchenkongregation aus. Damit wurde St. Barbara nicht in den Diözesanverband der Wiener Erzdiözese aufgenommen, sondern war eine päpstliche Pfarre.
Mit einem Dekret der Kongregation für die orientalischen Kirchen vom 3. Oktober 1945 wurde dem Wiener Erzbischof (damals Kardinal Theodor Innitzer) schließlich die selbstständige Jurisdiktionsgewalt über die Priester und Gläubigen des byzantinischen Ritus in Österreich übertragen. Innitzer bestellte 1946 mit Myron Hornykewytsch (1886-1959) den ersten Generalvikar für die Katholiken des byzantinischen Ritus in Österreich. Aktuell ist Kardinal Schönborn Ordinarius, allerdings nicht nur für die griechisch-katholischen Gemeinden, sondern für alle ostkirchlichen Katholiken in Österreich.
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