Ostkirchen danken Schönborn bei byzantinischer Stephansdom-Liturgie
Priester und Gläubige aus allen Riten der in Österreich vertretenen katholischen Ostkirchen haben am Samstagabend im Wiener Stephansdom Kardinal Christoph Schönborn für dessen drei Jahrzehnte langen Hirtendienst gedankt. Der Wiener Erzbischof, für den angesichts seines 80. Geburtstags im Jänner demnächst ein Nachfolger ernannt werden dürfte, ist seit drei Jahrzehnten auch Ordinarius und somit Letztverantwortlicher der mit Rom verbundenen Kirchen. Deren Vertreter, angeführt vom zuständigen Generalvikar Yuriy Kolasa, würdigten Schönborns Verdienste bei einer vom Ostkirchenordinariat organisierten Feier im byzantinischen Ritus - der Göttlichen Liturgie des heiligen Johannes Chrysostomus.
In Schönborn hätten die ostkirchlichen Gläubigen einen "Vater und Freund" gefunden, sagte Kolasa. Der Fürsorge des Kardinals verdankten viele, die durch Flucht oder Migration ihr Land verließen und nach Österreich kamen, hier eine zweite Heimat gefunden zu haben. Schönborn habe ihre Nöte wahrgenommen und sich in ihren Dienst gestellt. "Ihr Hirtendienst war ein leuchtendes Zeugnis der Liebe Christi, eine lebendige Offenbarung der väterlichen, mitleidenden und aufopfernden Fürsorge Gottes", so der ukrainische griechisch-katholische Geistliche, der seit 2016 Generalvikar der Ostkirchen ist. Schönborn habe auch den Ostkirchen "das menschliche Antlitz Gottes gezeigt und erfahrbar gemacht".
Auch "Weisheit und pastorale Weitsicht" hätten laut Kolasa das Wirken des Erzbischofs geprägt. Bei Schönborns Dienstantritt 1995 habe es für die katholischen Ostkirchen in ganz Österreich nur die Zentralpfarre St. Barbara und zwei Seelsorgestellen gegeben, seelsorglich betreut von drei Priestern. "Heute sind es dank Ihres unermüdlichen Einsatzes 35 Seelsorgestellen und rund 80 Priester, die gemeinsam mit den Gläubigen in allen Bundesländern Österreichs das Licht des Glaubens weitertragen. Viele von ihnen sind längst keine Fremden mehr, sondern Teil der Ortskirche und der Gesellschaft geworden", hielt der Generalvikar fest. Das Wachstum spiegele zudem auch die wachsende Bedeutung der Ostkirchen in Österreich wider.
Wie der Generalvikar erläuterte, bleibt Kardinal Schönborn auch nach seinem Rücktritt als Erzbischof von Wien bis auf Weiteres Ordinarius für die Ostkirchen, bis der Papst auch für diese Funktion - die nicht automatisch an das Amt des Wiener Erzbischofs gebunden ist - einen Nachfolger ernennt. Dennoch habe Schönborn schon in jüngster Vergangenheit den unierten Christen eine "herausfordernde und inspirierende" Botschaft für die Zukunft hinterlassen, dass nämlich die Ostkirchen "nicht mehr Migranten, sondern Missionare" für Österreich seien. Dies sei eine Einladung, selbst Zeugnis für die verwandelnde Begegnung mit Christus zu geben, "in unseren Gemeinden und darüber hinaus", sagte Kolasa.
Schönborn: Auch ich war Flüchtling
Schönborn selbst stellte sich in seiner Predigt in eine Reihe mit den vielen Angehörigen der Ostkirchen mit Migrations- und Fluchterfahrung. "Auch ich kam als Kind nach Österreich, als Flüchtling mit meiner Mutter und meinem Bruder", so der Kardinal. Trotz der gefundenen neuen Heimat, für die es dankbar zu sein gelte, sei für Christen "jede irdische Heimat nur vorübergehend. Wir sind auf Erden nur Pilger, denn unsere wahre Heimat liegt im Himmel", betonte der Erzbischof. Die Feier der Eucharistie erinnere daran, indem sie ein "Abbild des Himmels auf Erden" sei und die "Verbindung zwischen Himmel und Erde, Gott und Mensch" erfahren lasse.
Weiters rief Schönborn dazu auf, nicht nur für außergewöhnliche Momente, sondern auch für das Offensichtliche und für den Alltag dankbar zu sein und nichts als selbstverständlich hinzunehmen, "weder die kleinsten Gesten noch die größten Gaben". Das Wort "Danke" habe eine "transformative Kraft", unterstrich Schönborn, zeige es doch Wertschätzung und bringe Freude ins Leben. Auch die Beziehung zu den Mitmenschen verbessere sich durch die damit verbundene Haltung.
Mehr als ein Dutzend Ostkirchen in Österreich
In Österreich gibt es eine Vielzahl von katholischen "unierten" (d.h. mit Rom verbundenen) Ostkirchen, darunter jene im byzantinischen Ritus wie die Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche als größte und bekannteste unter ihnen, sowie die Rumänische, Slowakische und Melkitische Griechisch-Katholische Kirche und vereinzelt Gläubige der Griechisch-katholischen Kirche in Ungarn, der Griechisch-katholischen Kirche in Serbien (Eparchie Sankt Nikolaus Ruski Krstur) sowie der griechisch-katholischen Eparchie von Mukachevo (Ukraine). Ebenso gehören zum Ostkirchenordinariat auch die Gemeinden im orientalischen Ritus - jene der Maronitischen, Armenischen, Chaldäischen, Syro-Malabarischen, Syro-Malankarischen, Äthiopischen und Eritreischen Kirche.
Diese große Vielfalt war bei der Stephansdoms-Liturgie zu Ehren der Hl. Barbara, der Patronin des Ordinariats, spürbar, durch die Buntheit der Gläubigen und Sprachen, durch ukrainische, rumänische und chaldäische Chöre sowie die Konzelebration von Priestern aus allen Riten. (Infos: www.katholischeostkirchen.at)
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