Menschen sind die „lebenden Ikonen“
Andrii Kityk erklärt: „Bei der Suche nach unserer Identität als Volk und Land haben wir auch die Ikonen entdeckt.“ Aber nicht in der strengen russischen Bildtradition, sondern in einer freieren Variante, was Bildgestaltung, Farben und Motive betrifft. Ikonen erlebten in der Ukraine auf jeden Fall eine Renaissance, die bis heute ungebrochen ist.
Davon zeugt die Ikonenmalschule „Radruzh“ an der Ukrainischen Katholischen Universität Lwiw (Lemberg). 26 Ikonen von Lehrenden und Schüler:innen der Malschule sind derzeit in der Marienkapelle des Alten Doms zu sehen.
Die Arbeiten zeigen, was der Titel der Ausstellung ausdrückt: „Ukrainische Ikonen: junge Gesichter einer alten Tradition“. Die Leiterin der Malschule, Solomia Tymo, weist auf das exakte Studium der Tradition hin, die Schüler:innen werden aber auch ermutigt, persönliche Kreativität sichtbar zu machen und das aktuelle Zeitgeschehen – das ist derzeit der Krieg – aufzunehmen. So hat nun die Darstellung der Heiligen Familie einen besonderen Stellenwert. Sie soll ein Zeichen des Schutzes, des Trostes und der Hoffnung für die Abertausenden durch Bombardements und Fronteinsatz bedrohten ukrainischen Familien sein und zum Gebet anregen.
„Durch die Ikonen von Heiligen möchten wir die Aufmerksamkeit auf den Wert jeder Person lenken. Denn die Menschen sind nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen und in diesem Sinne sind wir alle lebende Ikonen“, betont Solomia Tymo.
Die Ausstellung ist bis 19. Mai samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr in der Marienkapelle des Alten Doms Linz zu besichtigen. Pfarrer Andrii Kityk (im Bild) öffnet und führt auch gerne jederzeit nach Vereinbarung durch die Ausstellung (Tel. 0677 64452517, E-Mail: andrii.sambir@gmail.com).