Rom: Ausstellung zum 400. Todestag des Heiligen Josafat
Zum 400. Todestag des Heiligen Josafat (Josaphat) Kuncewytsch (1580-1623) ist eine Ausstellung in Rom dem als spirituellen Brückenbauer zwischen Litauen, Ukraine, Polen und Belarus bekannten Märtyrerbischof gewidmet. Der Leiter der vatikanischen Ökumene-Behörde, Kardinal Kurt Koch, erinnerte bei der Eröffnung der Schau "Che siano tutti uno" ("Dass alle eins seien") an der päpstlichen Universität Gregoriana an Worte Johannes Pauls II. (1978-2015), der das Martyrium als das überzeugendste Zeichen der Ökumene bezeichnet hatte. Der Todestag Josafats, dessen Reliquien zweitweise auch in Wien aufbewahrt wurden und nun im Petersdom ruhen, jährt sich am 12. November zum 400. Mal. Kuncewytsch gehörte im 17. Jahrhundert zu den Befürwortern der "Union" der Ostkirche mit Rom und wurde dafür getötet.
Heute gibt es laut Kardinal Koch mehr christliche Märtyrer denn je zuvor in der Geschichte. Alle Kirchen seien davon betroffen, erinnerte der Präfekt des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen. Vor dem Hintergrund des Krieges Russlands in der Ukraine wies Koch auch auf die tragische Tatsache hin, dass in einer "pervertierten Auffassung von Martyrium in der Ukraine Christen von Christen getötet werden".
Die Veranstaltung am 20. Oktober wurde von der Botschaft der Republik Litauen beim Heiligen Stuhl organisiert. Der römisch-katholische Erzbischof Gintaras Grusas von Vilnius und der Kiewer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, das Oberhaupt der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, betonten die freundschaftlichen Beziehungen ihrer beiden Ortskirchen.
Die litauische Botschafterin beim Heiligen Stuhl, Sigita Maslauskait-Maylien, wies darauf hin, dass das litauische Parlament 2023 zum Jahr des Heiligen Josaphat erklärt hat. Josaphat werde als Heiliger verehrt, der Litauen, die Ukraine, Weißrussland und Polen spirituell miteinander verbinde. In einer Zeit des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine habe das eine besondere Bedeutung.
Josafat (Josaphat) Kuncewytsch wurde um 1580 in Volodymyr in Volhynia, in der heutigen Ukraine, als Sohn orthodoxer Eltern geboren. Als junger Mann zog er nach Vilnius, Litauen, um den Beruf eines Kaufmanns zu erlernen. Im Jahr 1604 trat er in das Kloster der Heiligsten Dreifaltigkeit von Vilnius ein, das bereits in Gemeinschaft mit Rom lebte, und nahm den Ordensnamen Josaphat an. Im Jahr 1617 gründete er zusammen mit Metropolit Joseph Velamin Rutskyj den griechisch-katholischen Orden der Basilianer, der sich nach dem Vorbild der Jesuiten vor allem als Seelsorger und Missionare betätigte.
Kuncewytsch gehörte zu den Befürwortern der "Union" der Ostkirche mit Rom in den Territorien der damaligen polnisch-litauischen Doppelrepublik ("Rzeczpospolita"), die weit nach Osteuropa hineinreichte. Nach seiner Ernennung zum Erzbischof von Polotsk im heutigen Belarus 1618 zog Kuncewytsch aufgrund seiner unermüdlichen Tätigkeit den Zorn der Gegner der Union mit Rom auf sich. Die Bedrohungen gegen ihn nahmen zu, und am 12. November 1623 wurde er in Witebsk getötet. 1867 wurde der Erzbischof von Papst Pius IX. als Märtyrer heiliggesprochen und ist seither eine der Symbolgestalten der griechisch-katholischen Kirche.
Die Gebeine des Heiligen waren immer wieder von der Vernichtung bedroht und wurden mehrfach umgebettet. Von 1916 bis 1945 wurden die Reliquien in der Kirche St. Barbara in der Wiener Innenstadt aufbewahrt, bevor sie auf Initiative des Pfarrers von St. Barbara, Miron Hornykeycz, in Rom in Sicherheit gebracht wurden.
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