Innsbruck: Priesterweihe im byzantinischen Ritus
Am Sonntag, 25. Juni, erlebt Innsbruck eine Priesterweihe im byzantinischen Ritus der Ostkirche. Der ukrainisch-katholische Weihbischof Mykola Semenyshyn wird um 15 Uhr in der Innsbrucker Jesuitenkirche Diakon Ihor Hinda zum Priester weihen. An der Weihe wird auch der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler teilnehmen. Hinda stammt aus der Ukraine und gehört der Griechisch-katholischen Kirche an. Er kam im Jahr 2017 nach Innsbruck, um hier das Doktoratstudium der Theologie zu absolvieren, das er im Mai erfolgreich abgeschlossen hat.
Ihor Hinda wurde 1992 in der ukrainischen Kleinstadt Burstyn in der Erzeparchie (Erzdiözese) Ivano-Frankiwsk geboren. Nach dem Abschluss einer Ausbildung zum Bankkaufmann trat er in Lublin (Polen) ins Priesterseminar ein und studierte Theologie an der örtlichen Universität Johannes-Paul II. Im Anschluss ermöglichte es ihm ein Stipendium der Jesuiten, in Innsbruck das Doktoratsstudium aufzunehmen.
Hinda war im vergangenen Oktober von Bischof Bogdan Dziurach ebenfalls in der Innsbrucker Jesuitenkirche zum Diakon geweiht worden. Die Weihe nannte der Bischof damals ein "Zeichen der Hoffnung für das ukrainische Volk in einer Zeit des Krieges". Hinda hat sich nach Ausbruch des Ukraine-Krieges in enger Zusammenarbeit mit der ukrainischen Gemeinde, dem Land Tirol und der Diözese Innsbruck der Unterstützung von ukrainischen Flüchtlingen gewidmet. Bis zum vergangenen Sommer leitete er das Volontariatszentrum der ukrainischen Gemeinde in der Diözese Innsbruck, in dem verschiedene Hilfsprojekte für Vertriebene koordiniert wurden.
Nach der Priesterweihe wird Ihor Hinda ein Pastoralpraktikum im Seelsorgeraum Hötting, Hungerburg, St. Nikolaus in Innsbruck absolvieren, wie die Diözese Innsbruck mitteilte.
Ukrainer in Innsbruck
Ukrainische Gläubige leben und studieren seit fast schon 125 Jahren in Tirol. Die Geschichte der Ukrainer in Innsbruck beginnt mit zwei jungen ukrainischen Priestern, die 1899 nach Tirol kamen, um Theologie zu studieren: Josef Zhuk und Anastasiy Kalysh. Ihnen folgten bald weitere Studenten. Rund um die Theologiestudenten bildete sich in weiterer Folge eine Gemeinde aus. In Innsbruck studierte u.a. Kardinal Josyf Slipiyj (1893-1984), der zu Sowjetzeiten - vom Ausland aus - seiner damals in der Sowjetunion verbotenen Kirche vorstand. Viele ukrainische Priester, die in Innsbruck studiert hatten, kamen während des Kommunismus in der Sowjetunion ums Leben oder wurden viele Jahre inhaftiert.
Besonders nach dem Zweiten Weltkrieg kamen viele Ukrainer nach Tirol. Sie waren zuerst vor den Sowjets aus der Ukraine nach Österreich und dann aus den von den Sowjets besetzten Ostösterreich in die westlichen Landesteile geflohen. Die meisten sind noch in den 1950er Jahren nach Amerika, Kanada und Australien ausgewandert.
Der Großteil der Gläubigen in der heutigen Gemeinde stammt aus der Ukraine. Die seit dem Kriegsausbruch in der Ukraine angewachsene Gemeinde konnte dieses Jahr von einer kleinen Kapelle in die große Hauskapelle im Canisianum wechseln. Die Gläubigen feiern ihre Gottesdienste in der Regel in ukrainischer Sprache. Einmal im Monat gibt es aber auch einen Gottesdienst auf Deutsch. (Infos: http://ukrainische-kirche-innsbruck.at/gemeinde/)
13.000 ukrainisch-katholische Gläubige
Die Zahl der Gläubigen der Ukrainisch-katholischen Kirche in Österreich ist laut Ostkirchen-Generalvikar Yuriy Kolasa durch den Krieg von 8.000 auf 13.000 gestiegen. Die Ukrainisch-katholische Kirche ist damit die mit Abstand größte katholische Ostkirche in Österreich. Allein zehn neue Gemeinden wurden seit einem guten Jahr errichtet. Zur Verstärkung der Seelsorge kamen auch einige Priester und Diakone aus der Ukraine nach Österreich.
Ein Beispiel dafür, wie die ukrainischen Katholiken derzeit in Österreich Fuß fassen, ist Linz. Nachdem die Jesuiten im Sommer Linz und damit auch den Alten Dom verlassen, wird das Gotteshaus der örtlichen ukrainisch-katholischen Gemeinde, die bislang in der benachbarten Stadtpfarrkirche feierte, überantwortet. Der ukrainische Priester Andrii Kityk, der bisher wöchentlich von Innsbruck nach Linz zur Feier der Liturgie anreiste, wird dazu nach Linz übersiedeln und von der Diözese als Seelsorger angestellt werden. Kityk wird ab September sonntags um 8 Uhr Gottesdienst im lateinischen Ritus feiern und um 10.30 Uhr mit der ukrainischen Gemeinde im byzantinischen Ritus.
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