Eparchie von Mukatschewo: Vielfacher Einsatz für die Ukraine
Die griechisch-katholischen Eparchie von Mukatschewo ist wie die Ukrainisch Griechisch-katholische Kirche (UGKK) mit allen Kräften bemüht, die Kriegsopfer in der Ukraine zu betreuen und zugleich die Widerstandskraft des Landes zu stärken; u.a. durch die Bereitstellung zahlreicher Militärkapläne. Das hat Weihbischof Nil Yuriy Lushchak, Administrator der ganz im Westen der Ukraine liegenden Eparchie von Mukatschewo, im Interview der Nachrichtenagentur Kathpress (Dienstag) betont. Man betreue in Pfarren und Einrichtungen Abertausende Binnenvertriebene, so Lushchak. Mit der UGKK bestehe eine enge und sehr gute Zusammenarbeit, insbesondere im Bereich der Caritas-Arbeit und der Militärseelsorge.
Lushchak hielt sich dieser Tage in Wien auf, wo er an den Gedenkfeiern zum 250-Jahr-Jubiläum der "Wiener Synode" teilnahm. 1773 hatte Kaiserin Maria Theresia die damaligen griechisch-katholischen Bischöfe des ungarischen Teils der Habsburgermonarchie zu einer Synode nach Wien gerufen. Dabei handelt es sich bis heute um eines der wichtigsten historischen und legislativen Grundlagen für die katholischen Ostkirchen Mitteleuropas. Betroffen waren die damaligen Bistümer Mukatschewo, Krizevci und Fagaras, deren Oberhirten an der Wiener Synode teilnahmen. Die Synode regelte bis 1918 das kirchliche Leben in den katholischen Ostkirchen in der Habsburgermonarchie.
Maria Theresia sei dafür verantwortlich gewesen, dass die Eparchie von Mukatschewo schon 1771 offiziell errichtet wurde, erinnerte Bischof Lushchak. Er wies zugleich darauf hin, dass es auch Historiker gebe, die die Gründung der Eparchie in die Zeit der Slawenapostel Kyrill und Method zurückverlegen.
Die Eparchie von Mukatschewo zählt rund 500.000 Gläubige, sagte der Bischof. Sie ist nicht Bestandteil der Griechisch-katholischen Kirche in der übrigen Ukraine, sondern als Diözese "eigenen Rechts" (sui iuris) direkt dem Heiligen Stuhl untergeordnet. Es gibt allerdings von verschiedenen Seiten Bestrebungen, die Eparchie in die UGKK zu integrieren.
Darauf angesprochen betonte Lushchak, dass dies für ihn persönlich eine offene Frage sei. "Wir wollen offen sein für den Willen Gottes", sagte der Bischof: "Wenn es die klare Überzeugung gibt, dass dies der Wille Gottes ist, dass unsere Eparchie der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche angehört, werden wir das akzeptieren müssen." Letztlich entscheide Rom, eine solche Vereinigung lasse sich aber jedenfalls nicht von außen aufzwingen, Druck oder gar Gewalt seien kontraproduktiv. Diesbezüglich habe es bereits mehrere Gespräche mit dem Papst und den zuständigen vatikanischen Behörden gegeben.
Die heute in der Ukraine gelegene Eparchie geht auf die "Union von Uschgorod" (auch als "Union von Mukatschewo" bezeichnet) des Jahres 1646 zurück, die die Wiedervereinigung der ostkirchlichen Christen mit Rom auf dem Gebiet des damaligen Königreichs Ungarn dekretierte.
Der christliche Glaube gelangte in das Gebiet von Transkarpatien, das u.a. von slawischen Völkern besiedelt war, schon im 9. Jahrhundert, als es noch zum Großmährischen Reich gehörte. Die Slawenapostel Kyrill und Method werden für diese Region als Erstverkündiger des Evangeliums verehrt, was erklärt, warum das Christentum hier von Anfang an in seiner byzantinischen Tradition praktiziert wurde. Der größte Teil Transkarpatiens gehörte aber zugleich seit dem späten 11. Jahrhundert zum (katholischen) Königreich Ungarn. Als sich im 16. Jahrhundert ein Großteil der ungarischen Bevölkerung den Lutheranern und reformierten Calvinisten anschloss, versuchte man dieser Entwicklung im Osten des Reiches zuvorzukommen und die orthodoxen Ruthenen für eine Union mit Rom zu gewinnen. In Mukatschewo gab es seit spätestens Mitte des 15. Jahrhunderts einen eigenen Bischof.
"Union von Uschgorod"
Zum endgültigen Unionsabschluss kam es am 23. April 1646 in der Schlosskirche von Uschgorod: Der Römisch-Katholische Bischof von Eger (Ungarn) und 63 orthodoxe Priester der Diözese Mukatschewo schlossen die sogenannte "Union von Uschgorod". Sie markiert die Geburtsstunde der Griechisch-Katholischen Kirche in diesem Gebiet.
Der "Union von Uschgorod" folgten weitere lokale Unionsabschlüsse 1664 und 1713 in den restlichen Gebieten Transkarpatiens, sodass zu Beginn des 18. Jahrhunderts fast alle ruthenischen Christen in Gemeinschaft mit dem Bischof von Rom standen. Bis Ende des 18. Jahrhunderts war die kirchenrechtliche Situation für die Kleriker und Gläubigen der unierten Kirche aber recht unbefriedigend gelöst: Der griechisch-katholische Bischof von Mukatschewo unterstand dem römisch-katholischen Bischof von Eger und die griechisch-katholischen Priester waren Pfarrern der lateinischen Tradition als Kapläne zugeordnet. Aufgrund von Interventionen durch Kaiserin Maria Theresia errichtete Papst Clemens XIV. 1771 die Eparchie Mukatschewo, die nun selbstständig und völlig unabhängig von den römisch-katholischen Kirchenstrukturen wurde.
1778 wurde in Uschgorod ein eigenes Priesterseminar für die Ausbildung des ruthenischen Klerus gegründet. In dieser Zeit wurde auch der Bischofssitz von Mukatschewo nach Uschgorod verlegt. Die Bezeichnung "Eparchie von Mukatschewo" blieb aber bestehen. Mukatschewo wurde zur Mutterdiözese mehrerer griechisch-katholischer Eparchien in Rumänien, Ungarn, der Slowakei und den USA, die aber heute nicht mehr jurisdiktionell mit Mukatschewo verbunden sind.
Unterdrückung und Wiedergeburt
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Gebiet der Eparchie von Mukatschewo Teil der neu gebildeten Republik Tschechoslowakei, nach dem Zweiten Weltkrieg Teil der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik. Bald nach Kriegsende wurde auch in Uschgorod und Mukatschewo von den neuen Machthabern der "Kirchenkampf" aufgenommen. Die Sowjets schlossen zunächst 1946 das Priesterseminar von Uschgorod, bevor sie 1949 die Griechisch-Katholische Kirche gänzlich verboten und diese in die Russische Orthodoxe Kirche eingegliedert wurde. Treue Gläubige und Priester wurden verfolgt. Die Kirche existierte nur im Untergrund weiter.
Mit der Unabhängigkeit der Ukraine kam es zur Wiedergeburt der Eparchie von Mukatschewo. Im Jänner 1991 konnte die Eparchie Mukatschewo wiedererrichtet werden, noch im selben Jahr wurde auch das Priesterseminar in Uschgorod wiedereröffnet. Die Kirche erhielt in den folgenden Jahren auch einen Teil ihres früher enteigneten Besitzes vom Staat zurück.
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