Gebetswachen in Ukraine am Jahrestag des russischen Überfalls
Ukrainische Religionsführer haben zum ersten Jahrestag des russischen Überfalls am Freitag zu Fasten, Gebet und guten Taten aufgerufen. Dies seien "die übernatürlichen Waffen, die Gott uns gegeben hat, um das große Böse und teuflische Pläne zu zerstören", hieß es in einer Botschaft des Gesamtukrainischen Rates der Kirchen und Religionsgemeinschaften. In der Geschichte gebe es viele Beispiele dafür, dass der Einsatz solcher Waffen den Verlauf eines Krieges verändert habe, etwa im Leben des israelischen Volkes und in den USA.
Daher sollten sich alle Konfessionen in Fasten, Gebet und guten Taten "für den Sieg der Ukraine, ihre spirituelle Erneuerung und ihren Wiederaufbau" vereinen, so der Religionsrat. Dem Gremium gehören 15 Glaubensgemeinschaften, christliche, jüdische und muslimische, sowie die ukrainische Bibelgesellschaft an.
Der Vatikanbotschafter in der Ukraine, Erzbischof Visvaldas Kulbokas, betonte, dass diese Mittel wirksam seien. Vom Gebet hänge ab, ob die Ukraine geeint und voller Glauben sein werde und auch, ob das Land seine Söhne und Töchter auch vor der russischen Aggression schützen könne, sagte Kulbokas bei einem Gottesdienst am Freitag in Berdytschiw.
Die mehrere Stunden dauernde Gebetswache im Karmelitenkloster im zentralukrainischen Berdytschiw hatte die römisch-katholische Bischofskonferenz organisiert. Es solle "für ein Ende des Krieges, den Sieg über den Feind und die Schaffung eines gerechten Friedens in der Ukraine" gebetet werden, hieß es im Vorfeld.
Das Oberhaupt der eigenständigen Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU), Metropolit Epiphanij (Dumenko), betonte unterdessen: "Das Jahr des großangelegten Krieges hat bewiesen, dass die Ukraine eine große Familie ist und die Liebe uns stärker verbindet als Blutsverwandtschaft." Solange sich die Ukrainer verteidigten und füreinander kämpften, gebe es keinen Feind, der sie bezwingen könne, schrieb er weiter auf Twitter.
Kiews griechisch-katholischer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk leitete am Mittag in der Kathedrale der ukrainischen Hauptstadt einen zwölfstündigen "Gebetsmarathon" ein. Er steht unter dem Motto: "Die Ukraine steht! Die Ukraine kämpft! Die Ukraine betet!" Ein griechisch-katholischer Internet-TV-Sender schaltet dazu bis Mitternacht nacheinander in mehrere ukrainische Städte sowie zu Gottesdiensten in Polen, Italien, Australien, Argentinien, Kanada und den USA.
Für die Abendstunden um 19 Uhr Mitteleuropäischer Zeit hatte zudem auch die ukrainische Caritas-Spes zu einem Online-Kreuzweg eingeladen. Bei dem in englischer Sprache abgehaltenen "Gebet der 366. Station" standen Meditationstexte von Mitarbeiterinnen der Hilfsorganisation auf dem Programm, die den Alltag der Ukrainer mit dem Leidensweg Christi verglichen. Der Weltcaritasverband hatte angekündigt, die Veranstaltung live zu übertragen (Link: https://youtube.com/live/g7Phl17LY0M?feature=share).
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