Gedenkmesse für Opfer des Ukrainekrieges im Klagenfurter Dom
Das Gedenken an die Opfer des Krieges in der Ukraine und das gemeinsame Gebet für den Frieden standen am Donnerstagabend im Mittelpunkt einer Messfeier im Klagenfurter Dom. Diözesanbischof Josef Marketz beklagte in seiner Predigt das Fehlen wirksamer Friedensinitiativen. Es gebe zwar von fast allen Staaten getragene Wirtschaftssanktionen gegen den Aggressor, große Unterstützung der sich mutig verteidigenden Ukrainer mit Waffen und Munition sowie karitative Hilfe aus fast allen Ländern Europas, doch zu wenige Anstrengungen etwa seitens der UNO, Friedensgespräche anzubahnen. "Es sieht derzeit fast so aus, als ob das einzige Mittel gegen den Krieg noch mehr Waffen sind. Das will ich als Christ so nicht hinnehmen", sagte der Kärntner Bischof.
An dem Gottesdienst nahmen auch der evangelische Superintendent Manfred Sauer und Pfarrer Roman Vlashyn von der ukrainischen griechisch-katholischen Pfarrgemeinde Klagenfurt teil. Vlashyn sprach am Ende der Feier, an der auch zahlreiche Mitglieder der ukrainischen Gemeinde teilnahmen, ein Friedensgebet in ukrainischer Sprache.
Bischof Marketz äußerte sein "großes Bedauern, dass derzeit oft nur von Waffenlieferungen gesprochen wird - aber selten von Frieden". Es müsse alles daran gesetzt werden, dass Friede einkehre, auch wenn das nicht einfach sei. "Denn natürlich kann das nicht bedeuten, dass man den Angreifer noch belohnt und die Ukraine auf Gedeih und Verderb ausliefert", so Marketz.
Im Klagenfurter Gottesdienst werde für einen gerechten Frieden in Solidarität und Freiheit gebetet, "weil Christinnen und Christen an die Wirksamkeit des Gebetes und an den Frieden glauben". Das Gebet sei für Menschen, die ihr Leben verloren haben, für Menschen, die in unvorstellbaren Situationen leben und vor folgenschweren Entscheidungen stehen. "Es geht um konkrete Menschen, die alle das Antlitz des leidenden Christus tragen", sagte der Bischof.
Gleichzeitig lud er dazu ein, den Blick auch auf das viele Gute zu richten, das geschehe - "die große Solidarität, die Bereitschaft zum Miteinander mit dem leidgeprüften ukrainischen Volk". Quer durch alle weltanschaulichen Lager hätten Menschen den Ukrainerinnen und Ukrainern geholfen, die nach Österreich kamen. Von der Caritas wisse er, dass auch ukrainische Landsleute selber sehr intensiv in die Hilfsprojekte eingebunden seien.
Abschließend lud Marketz - auch mit Blick auf zunehmenden Unfrieden, Ängste, Unsicherheiten, Aggressivität und Hass hierzulande - dazu ein, "die Fastenzeit dazu zu nutzen, einander die Hand zu reichen und sich in Versöhnung zu üben".
"Dem Rad der Gewalt in die Speichen greifen"
Auch Superintendent Sauer stellte in seiner Ansprache die Frage, ob Waffen Frieden schaffen können. Er selbst habe sich zu diesem kontroversen Thema bisher öffentlich noch nicht geäußert, "vielleicht auch aus Angst, mich in die Nesseln zu setzen". Der Auftrag Jesu, Friedensstifter zu sein, seine Feinde zu lieben und bei Gewalt auch die andere Wange hinzuhalten, sei unmissverständlich, sagte Sauer. Er sei dennoch der Meinung, "dass wir die Ukrainer, die für ihre Freiheit und Unabhängigkeit kämpfen, nicht im Stich lassen dürfen". Es sei wichtig, weiterhin Gott zu bitten, dass er das Blatt wendet und "dem Rad der Gewalt und Aggression in die Speichen greift", so der Superintendent.
Der Gottesdienst im Klagenfurter Dom wurde im Rahmen einer europaweiten Gebetsinitiative für Frieden in der Ukraine gefeiert, zu der die Europäische Bischofskonferenz (CCEE) aufgerufen hatte. Dabei wird während der Fastenzeit in einer sogenannten "Eucharistischen Kette" täglich in einem anderen Land Europas der Opfer des Krieges in der Ukraine gedacht. Die österreichische Kirche kam diesem Aufruf am 23. Februar nach.
Ukraine-Gedenken auch Eisenstadt
Ein ökumenisches Ukraine-Gedenken fand am Donnerstag auch in Eisenstadt statt. Die Predigt im Martinsdom hielt dabei der evangelische Superintendent Robert Jonischkeit, Generalvikar Michael Wüger vertrat den rekonvaleszenten Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics. Angesichts der aktuellen Realität in der Ukraine mit Krieg, Tod und Zerstörung stelle sich die Frage: "Wo ist Gott bei all dem?", so Jonischkeit.
Auch wenn die Waffen eines Tages wieder schweigen, werde es ein langer Weg hin zu einem echten Frieden sein, wie ihn das hebräische "Schalom" am besten beschreibe, wies der Superintendent hin. Es bedeute Unversehrtheit und Heil, Gesundheit, Wohlfahrt, Frieden, Ruhe und Glück. "Ich hoffe und bete, dass ein so umfassender Friede für die Menschen in der Ukraine eines Tages wieder Wirklichkeit wird. Ich hoffe und bete", sagte Jonischkeit. Und doch sei ihm bewusst, "dass ein solcher Friede wohl eine Frage von Generationen sein wird".
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