Wien: Bundesregierung betet in Barbara-Kirche für Frieden in Ukraine
Österreichs Bundesregierung mit Bundeskanzler Karl Nehammer an der Spitze hat am Freitagnachmittag zum Gedenken am Jahrestag des Angriffs Russlands auf die Ukraine die ukrainische griechisch-katholische Zentralpfarre St. Barbara in der Wiener Innenstadt besucht. Der Einladung des ukrainischen Botschafters in Österreich, Wassyl Chymynez, waren auch Vertreter der Oppositionsparteien, EU-Kommissar Johannes Hahn, sowie Botschafter zahlreicher Länder gefolgt. Auch Parlamentarier aus der Ukraine waren zu dem Gebet gekommen.
Neben dem Apostolischen Nuntius in Österreich, Erzbischof Pedro Lopez Quintana, war vonseiten der Kirchen u.a. der orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis) ebenfalls anwesend. Da viele Ukrainer orthodoxen Glaubens sind, begaben sich die Teilnehmer im Anschluss an das Gebet in einem Schweigemarsch zur nahe gelegenen griechisch-orthodoxen Dreifaltigkeitskathedrale zur Heiligen Dreifaltigkeit, wo ebenfalls Kerzen entzündet und stille Gebete verrichtet wurden. "Eine Kirche ist ein guter Platz, sich an all das zu erinnern, zu besinnen, für die, die gläubig sind, zu beten", sagte Nehammer.
In Österreich gebe es eine "wahrhaft starke Stimme für die Ukraine", stellte der Bundeskanzler in einer kurzen Ansprache fest. Sichtbar sei dies an der Bundesregierung, an den Bürgermeistern und Gemeinden sowie an den im Land Lebenden. Der "Verursacher des Krieges" habe daran gezweifelt, dass die EU zur Einheit fähig sei. Der "Glaube an das, was die Europäische Union und was das große Friedensprojekt tatsächlich ausmacht", zeitige jedoch Wirkung - "nach wie vor", so der Kanzler. Den Menschen in der Ukraine versicherte er die Nähe der Menschen in Österreich: "Wir haben eine lange Geschichte gemeinsam und wir werden immer an ihrer Seite stehen."
Das vergangene Jahr seit Kriegsbeginn hat nach den Worten Nehammers gezeigt, "wie widerstandsfähig, wie heldenhaft und heldinnenhaft die Ukraine verteidigt wird". An der Ukraine könne man sehen, "dass Glaube an sich, an sein Land, an sein Volk, an die Menschen, die einem wichtig und nahe sind, viel bewegen kann".
Gleichzeitig erinnerte der Bundeskanzler auch an alle Opfer des Krieges. Viele seien ermordet, schwer verletzt oder traumatisiert worden, und viele würden "jetzt gerade angegriffen und bombardiert". Weiters gedachte Nehammer auch all jener, "die um ihren Glauben, um ihr eigenes Leben und um ihren Glauben an die Zukunft der Ukraine ringen".
Botschafter: Ukraine wird weiterkämpfen
"Die Ukraine bleibt standhaft, die Ukraine kämpft und die Ukraine wird weiterkämpfen", sagte Botschafter Chymynez. Der ukrainische Diplomat zeigte sich dankbar für die Unterstützung seines Landes durch Österreich vom ersten Tag des Krieges an. Von Anfang an habe auch die Bundesregierung klare Signale gesetzt, auf welcher Seite Österreich stehe. Allen Bürgerinnen und Bürgern dankte Chymynez "für Ihre Hilfe und starke Empathie". Diese Unterstützung sei weiterhin notwendig und "für uns enorm wichtig". Zudem versicherte der Botschafter, dass die Hilfe auch ankomme und mit Dankbarkeit angenommen werde.
In seiner Begrüßung dankte der ukrainisch-katholische Pfarrer Taras Chagala, für den Besuch des Bundeskanzlers, der ein "Zeichen der Solidarität mit dem ukrainischen Volk auf höchster Ebene" sei. Ebenso dankte er Österreich auch für die "vielfache Hilfe", die den Vertriebenen aus der Ukraine seither in Österreich zugekommen sei.
Es sehe ganz danach aus, als würde der Krieg noch länger dauern, gab der griechisch-katholische Priester zu bedenken. Viele Vertriebene seien im Laufe des Jahres in Österreich aufgenommen worden, hätten eine Unterkunft erhalten und seien mit allem Notwendigem versorgt worden. Immer wichtiger werde nun "die Heilung des Seele" der Menschen. "Viele haben innere Schmerzen", so der Geistliche. Auf diesem Gebiet wolle die Kirche gemeinsam mit der Politik Hilfe ermöglichen.
Bereits kurz nach Kriegsbeginn vor einem Jahr hatte Österreichs Bundesregierung die ukrainische Pfarre St. Barbara sowie auch die orthodoxe Metropolis von Austria besucht, um dort um Frieden zu beten und Nähe und Solidarität mit den Opfern des Krieges zu bekunden.